Nachruf auf den alten Verwaltungsrat/Kirchenvorstand

 

(Vor der Lektüre der folgenden Seite empfiehlt es sich, falls noch nicht geschehen, die Einleitung unter der Hauptnavigation Pfarreistruktur & Seelsorgemanagement  zu lesen.)

Die Notwendigkeit der Zentralisierung aller Bereiche der Verwaltung verbunden mit einer Professionalisierung durch die Einrichtung von hauptamtlich besetzten Verwaltungszentren bedarf wohl keiner großen Diskussion. Der Pfarrer erfährt Entlastung, auch durch die Konzentration auf den einen Verwaltungsrat. Und dass die Arbeit von Fachleuten für die unterschiedlichen Aufgaben im Finanz-, Gebäude-, Liegensachafts- und Personalmanagement eine Absolute Notwendigkeit ist, liegt auf der Hand.

Aber es gibt noch eine andere Seite, die ich als einschneidender ansehe, als es auf den ersten Blick erscheint. Die alten Verwaltungsräte - in anderen Diözesen auch Kirchenvorstände genannt - kümmerten sich nicht nur um die in Satzungen festgelegten Verwaltungsaufgaben. Sie hatten darüber hinaus die Gebäude und Grundstücke im Blick, sahen, wo es was zu pflegen, zu reinigen und zu reparieren gab. Sie schauten mal im Kindergarten, mal im Pfarrheim vorbei, erledigten kleine Aufgaben selbst und organisierten Fachleistungen. Sonntags sah man sie vielerorts die Kollekte in den Hl. Messen einsammeln und anschließend das Geld zählen. Als besonderes Ehrenamt habe ich von Jugend an in meiner Heimatdiözese Münster das Tragen des Baldachins bei der Fronleichnamsprozession vor Augen. Der Dienst der Verwaltungsräte und Kirchenvorstände ist in meinem Bewusstsein seit vielen Jahrzehnten verbunden mit einem unauffälligen Kümmern um viele Notwendigkeiten, mit der Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen und mit der Würde, Gott und den Menschen zu dienen.

Dieses Gremium vor Ort gibt es nicht mehr. Jetzt ist es die Aufgabe des neuen Verwaltungsrates in Zusammenarbeit mit der Zentralverwaltung all diese Alltäglichkeiten zu regeln. Aber es liegt auf der Hand, dass das zentral nicht zu machen ist. Hier und da werden einzelne Mitglieder der alten Verwaltungsräte auch ohne Mandat weiterarbeiten. Aber das wird die Ausnahme sein. Wenn wegfällt, was bisher das persönliche Engagement unterstützte, das Mandat und die öffentliche Anerkennung, sehen sich viele nicht mehr gebraucht und ziehen sich zurück. Die Folge: Wichtiges bleibt unerledigt liegen oder muss wie das Rasenmähen und Schneeschaufeln an Dienstleistungsunternehmen abgegeben werden. Und was es heißt, auf ein Gremium verzichten zu müssen, was einen großen Einfluss auf die Identitätsbildung innerhalb der Pfarrei war, ist noch kaum absehbar.

Es wird auch nicht möglich sein, dieses Kümmern um die alltäglichen Dinge auf den Gemeindeausschuss zu schieben. Dieser ist mit anderen Aufgaben beschäftigt und sollte nicht zusätzlich belastet werden. Es ist hier also ein Betätigungsfeld Ehrenamtlicher weggebrochen, das, so wie ich es einschätze, der Gemeinde in ihrer Lebendigkeit und Eigenverantwortung schwer geschadet hat.

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Stand: 10.01.2018

 

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© Georg Meier-Gerlich