Die personellen Strukturen

 

(Vor der Lektüre der folgenden Seite empfiehlt es sich, falls noch nicht geschehen, die Einleitung unter der Hauptnavigation Pfarreistruktur & Seelsorgemanagement  zu lesen.)

Eine Handvoll Hauptamtliche und weit über zweihundert Ehrenamtliche - diese sollen die Seelsorge an und mit zehntausend Gläubigen sicherstellen? - Eigentlich unmöglich! Aber so geht heute Pfarrei! Nicht verwunderlich, was ich aus einem Ordinariat gehört habe, wonach die Seelsorge in einem Drittel der Pfarreien gut, in einem zweiten Drittel mittelmäßig und im letzten Drittel schlecht läuft.

Ich biete hier ein paar Überlegungen an, wie das eine oder andere vielleicht doch noch verbessert werden kann. Wie so oft liegt der Schlüssel in den Strukturen.

 

Die Priester

Die Priester in unseren Pfarreien sind die Fachtheologen, die in Theorie und Praxis aus- gebildeten Seelsorgerinnen und Seelsorger und die geweihten Amtsträger, denen die Verkündigung und die Spendung der Sakramente übertragen sind. So lange es Pfarrer gibt, so lange schon, so scheint es, hört man die Forderung, sie von nicht wesenhaft mit der Priesterweihe verbundenen Aufgaben zu entlasten. Warum die Menge der Verwaltungsaufgaben und der Vorstandsposten noch immer an unsere Pfarrer kleben oder die Pfarrer an diesen, bleibt wohl immer ein Rätsel.

Ich weiß, neue Planstellen zu schaffen, stößt bei den Kirchenleitungen grundsätzlich auf taube Ohren. Aber wir in St. Georg weichen von der Meinung nicht ab, dass unsere Großpfarreien nicht ohne professionelle Pfarrei- oder Seelsorgemanager auskommen. Ja, man kann auf Traditionen bauen und sich auf Erfahrungen verlassen. Aber das reicht nicht, um die Zukunft unserer Pfarreien und Gemeinden verantwortungsvoll zu gestalten.

Der Pfarrer ist der Pfarreileiter, das ist von den Bischöfen so festgeschrieben worden. Das kann aber nicht daran hindern, die damit verbundenen Managementaufgaben einem Fachmann zu übertragen. Und wenn dieser auch noch die Prokura bekommt, kann der Pfarrer weiter entlastet werden.

Aber es geht hier nicht nur um Entlastung. Manager in einer so komplexen Organisation wie einer Pfarrei mit 10.000 und mehr Menschen zu sein, ist keine Aufgabe, die man so nebenbei erledigt. Das Management auch sozialer Organisationen ist zu einer hochentwickelten Profession geworden, und was Manager können und können müssen, kann nicht in einer noch so modernen Theologie gelernt werden.

Es könnte hier eine ganz neue kirchliche Profession entstehen, die für junge Leute überaus attraktiv sein könnte. Prozesse in kleinen Gemeinden und großen Pfarrei initiieren, sie begleiten, Ziele ansteuern, Veränderungen ermöglichen, Ergebnisse evaluieren, die Qualität sichern u. v. a. m. gehören ebenso zum Handwerkszeug von Managern, wie die Arbeit mit Mitarbeitern, sie zu begeistern, zu motivieren und zu führen. Manager haben Schlüsselpositionen inne; mit ihnen steht und fällt die Seelsorge.

 

Das Seelsorgeteam

Der Pfarrer wird in seiner Arbeit vom Seelsorgeteam unterstützt. Es setzt sich aus den theologisch gebildeten hauptamtlichen Priestern und Laien zusammen. Das Seelsorgeteam ist damit ein zentrales Leitungsteam. Wir in der Musterpfarrei St. Georg haben seinen Mitgliedern aber noch eine zweite Aufgabe übertragen. Sie sollen Vermittler zwischen oben und der Basis sein. Sie sollen die großen Entfernungen – im wörtlichen wie im übertragenen Sinn – der Zentrale zu den einzelnen Gemeinden überwinden. Wir haben die Mitglieder des Seelsorgeteams zu Kontaktseelsorger der Gemeinden gemacht. Diese sollen zusammen mit den Gemeindeausschüssen die Gemeinde im Blick nehmen, Ansprechpartner für die Menschen sein, seelsorgliche Schritte planen und durchführen. Die Letztverantwortung des Pfarrers wird dadurch nicht berührt. Bei einer Pfarrei mit 10.000 Katholiken sind die beiden Pfarrer und die beiden Pastoralreferenten rein rechnerisch für je 2.500 Gläubige verantwortlich. (Das liegt unter der früheren Messzahl für einen Priester.)

Unser Plan für die Kontaktseelsorger/innen oder auch Gemeindeseelsorger sieht so aussehen:  Sie halten sich je einen Tag pro Woche in einer ihrer Gemeinden auf. Sie besuchen Kranke und Hilfebedürftige, sprechen sich mit dem GA-Vorsitzenden ab, sehen mit dem Sakristan nach dem Rechten in der Kirche, unterstützen die Ehrenamtlichen und sind deren Mentoren und halten Zeit für andere Gespräche frei.

Es ist eine Fehleinschätzung, zu meinen, eine Großpfarrei käme ohne direkten Kontakt ihrer Seelsorger/innen mit dem Menschen in den Gemeinden aus. Vor allem auch die Ehrenamtlichen werden es zu schätzen wissen, wenn sich die hauptamtlichen Seelsorger um sie kümmern.

Die Ehrenamtlichen

Die ehrenamtlichen Laienmitarbeiterinnen und -mitarbeiter sind der große Schatz der Pfarreien und Gemeinden. Ohne ihren Einsatz lägen weite Bereiche der Seelsorge brach. Manche ihrer Arbeitsbereiche haben lange Traditionen, was die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ihrem Tun i. d. R. sicher macht. Man darf aber nicht übersehen, dass die Laien mittlerweile vielfältige Aufgaben übernehmen, die an sie höchste Anforderungen stellen. Sie übernehmen Handlungen, die bisher mit dem Amt des Priesters verbunden waren, also von ausgebildeten Fachleuten  getätigt wurden. Sie gestalten Gottesdienste, Prozessionen, Meditationen und kirchliche Treffen und Feiern, wozu wenigstens ein theologisches und liturgisches Grundwissen von Nöten ist.  Sie besuchen Schwerkranke und deren Angehörige, werden in persönliche Krisen hineingezogen. Diese Fälle, wo Laien als Fachleute gefragt sind, werden sich häufen.

Unsere Kontaktseelsorger sind damit beauftragt, für diese Laien theologische Mentoren zu sein. Die Ehrenamtlichen haben damit jemanden, an den sie sich direkt werden können, wenn Unsicherheiten auftreten. Damit wird auch verhindert, dass sich die Ehrenamtlichen überfordert fühlen, aber auch, dass ein ausreichendes theologische Niveau erhalten bleibt und nicht ein Absinken ins Mittelmaß geschieht.

Das Ehrenamt bedarf also einer viel größeren Aufmerksamkeit als heute zu spüren ist. Ohne ein systematisches Ehrenamt-Management lassen wir die Laien im Stich. Wir werden uns schwertun, überhaupt noch Interessenten zu finden. Wir in der Pfarrei St. Georg planen den Dienst der Ehrenamtlichen systematisch:

  • Wir leben und wirken in Pfarrei und Gemeinde so, dass wir für neue Ehrenamtliche attraktiv werden.
  • Gezielt suchen und werben wir für den Dienst in unseren Projekten.
  • Wir bereiten die Ehrenamtlichen auf ihren Einsatz vor.
  • Wir begleiten sei und bieten ihnen jede mögliche Unterstützung an.
  • Wir bemühen uns, eine Überbeanspruchung der Ehrenamtlichen zu vermeiden.
  • Auf die Ehrenamtlichen kommen keine finanziellen Belastungen zu.
  • Die Erfahrungen der Ehrenamtlichen nutzen wir für eine Verbesserung der Pfarrei- und Gemeindearbeit. Wir richten regelmäßige Treffen mit Erfahrungs- und Ideenaustausch an.

 

Stand: 11.04.2018                                    zum Seitenanfang  

 

Druckversion | Sitemap
© Georg Meier-Gerlich